Magdeburg Jubel über den Sieg

Handball | Champions League SC Magdeburg träumt nach Kielce-Thriller vom "Quadruple"

Stand: 02.05.2024 09:03 Uhr

Der SC Magdeburg wahrt nach einem packenden Viertelfinale gegen Kielce die Chance auf die Titelverteidigung in der Champions League. Es winkt nicht weniger als eine historische Saison mit vier Titeln.

Zwölf Sekunden vor Ablauf der regulären Spielzeit war die bis dato so stimmungsgeladene Magdeburger Arena plötzlich mucksmäuschenstill. Kielce blieb ein Angriff, um den Einzug ins Final Four der Champions League perfekt zu machen. Doch dem polnischen Spitzenteam versagten die Nerven. Gut 20 Minuten später brachen alle Dämme bei den Fans des SC Magdeburg, nachdem Omar Ingi Magnusson den entscheidenden Treffer im Siebenmeterwerfen gegen DHB-Keeper Andreas Wolff versenkt hatte.

Spektakuärer Schlagabtausch mit Kielce

Für SCM-Trainer Bennet Wiegert war das zuvor Geschehene nicht weniger als "eine Achterbahnfahrt mit Höhen und Tiefen", die den Verein dem Traum von der Titelverteidigung in der Champions League an diesem Abend ein gewaltiges Stück näher brachte. Das Viertelfinalrückspiel gegen Kielce, gleichzeitig die Neuauflage des Vorjahresfinales, war mit Sicherheit eines der spektakulärsten Handballspiele in dieser Saison. Eines, das einem Ritt auf der Rasierklinge glich und durchaus auch hätte anders enden können.

Wir haben zu viel liegengelassen und hätten auch als Verlierer vom Platz gehen können. Bennet Wiegert | Trainer SC Magdeburg

Zwar überwogen bei Wiegert nach Abpfiff die "positiven Emotionen", dass seine Mannschaft heute aber "nicht ihr bestes Spiel" gezeigt hatte, konnte und wollte auch der 42-jährige Erfolgstrainer nicht verneinen. "Wir haben zu viel liegengelassen und hätten auch als Verlierer vom Platz gehen können", sagte Wiegert sichtlich erschöpft. "Das Pendel lag eher bei Kielce. Wir hatten das nötige Matchglück und gehen als glücklicher Sieger vom Feld."

"Das Pendel lag eher bei Kielce"

SCM-Keeper Hernandez erneut Matchwinner

In der Tat kratzten die Gäste an diesem Abend gleich mehrfach am Sieg. Neben besagter Aktion kurz vor Schluss hatte Alex Dujshebaev im Siebenmeterwerfen den Siegtreffer in der Hand. Doch SCM-Torwart Sergey Hernandez parierte und avancierte wie schon beim Sieg im DHB-Pokal zum Matchwinner. Neben seinen Rettungstaten im Krimi von der Siebenmeterlinie zeigte der Spanier über die gesamte Spielzeit eine herausragende Partie und entschärfte bei einer Quote von über 40 Prozent 15 Würfe des Gegners.

Doch auch sein Gegenüber stand ihm in nichts nach. Wolff parierte bereits während der regulären Spielzeit vier Strafwürfe und zeigte auch im anschließenden Siebenmeterkrimi, der erst in der Verlängerung entschieden wurde, warum er im Sommer zum SCM wechseln könnte. Umso bitterer fiel sein Fazit nach dem Ausscheiden aus. "Maßlos enttäuscht", zeigte sich Wolff "über die Art und Weise, wie wir ausgeschieden sind. Es tut weh, es brodelt in mir." Man habe gewusst, dass Magdeburg nie aufgeben wird, am Ende aber seine Chance schlicht und ergreifend nicht genutzt - "das ist herzzreißend".

Kielce-Torwart Andreas Wolff

Auch Kielce-Torwart Andreas Wolff zeigte eine herausragende Leistung.

Heimvorteil "genau das Momentum, was es brauchte"

Neben besagter Mentalität, dank der der SCM in der Vergangenheit bereits mehrfach den Kopf aus der Schlinge ziehen konnte, sah Wiegert vor allem die Fans als entscheidenden Faktor an diesem Abend an. "Die Halle im Rücken war schon ein Vorteil. Es war genau das Momentum, was es brauchte. Wir wussten, dass wir die nötige Energie von den Rängen brauchen, um über uns hinauszuwachsen."

Rückraumspieler Felix Claar, hinter Magnusson mit fünf Treffern bester Schütze, pflichtete ihm bei. "Es war absolut unglaublich. Die Atmosphäre war die beste, die ich hier jemals erlebt habe. Solche Spiele zu spielen, sind eine Inspiration."

Vier Titel für den SCM möglich

Nun reist der SCM zum zweiten Mal in Folge zum Final Four am 8./9. Juni nach Köln. Im Gegensatz zum vergangenen Jahr gehört die Mannschaft dieses Mal zu den großen Favoriten. Darüber hinaus winkt eine Saison für die Geschichtsbücher. Verteidigt Magdeburg seinen Titel, ist nach dem Gewinn der Klub-WM im November und dem DHB-Pokal-Triumph vor wenigen Wochen das historische "Quadruple" möglich. Denn auch in der Liga hat der SCM den Meistertitel im Visier. Aktuell führt Magdeburg die Tabelle vor den Füchsen Berlin an, hat aber noch zwei Nachholspiele in der Hinterhand.

Bennet Wiegert

Magdeburgs Traum von der Titelverteidigung in der Champions League lebt.

"Jeder erklärt uns zum Meister, aber wir sind punktgleich mit Berlin und haben keine vier Punkte Vorsprung", bremste Wiegert die Euphorie. Vier Titel in einer Saison wären zwar der "Wahnsinn", doch "daran glaube ich gerade noch nicht." Die Mannschaft solle in erster Linie den erneuten Einzug unter die vier besten Teams Europas genießen, ehe der volle Fokus auf das anstehende Auswärtsspiel am Sonntag gegen Lemgo Lippe geht (18 Uhr im Audio-Livestream und Ticker). "Wir müssen in Lemgo für alles bereit sein. Wenn wir das hinbekommen, sind wir eine große Mannschaft", blickte Wiegert voraus.

jsc